Die Story

Was bleibt, wenn die Party vorbei ist?

Stefan Flach hat sich im Sommer 2020 zum ersten Mal an den Ballermann getraut. Im Gepäck hatte er Neugier, Skepsis, Vorurteile – und seine Kamera.

Alles war anders als man es kennt: Die Strände menschenleer. Die Fenster verrammelt. Einsame Drängelgitter vor Lokalen. Es gibt vielleicht keinen merkwürdigeren Zeitpunkt für einen ersten Besuch am Ballermann als den Sommer 2020.

In der Hochsaison herrscht hier am Ballermann, dem Strandabschnitt S’Arenal an der Playa von Palma de Mallorca normalerweise Hochbetrieb. Tausende Menschen, die zusammen feiern wollen. Eine Gemeinschaft im dionysischen Ausnahmezustand – vereint in Schlager, Sangria und Sonnenbrand. Man kennt diese Bilder: Es ist irgendwas zwischen Karneval und einem liturgischen Ritual, das aus dem Ruder gelaufen ist.

Keine Spur davon allerdings im Sommer 2020. Die Pandemie hat die Gemeinde in die Isolation verbannt, hier singt und tanzt gerade niemand mehr.

Ohne die vielen Menschen wirkt der Ort grotesk, auf eine brutale Art entzaubert, enttarnt als billige Fassade eines verlassenen Freizeitparks. Die Ansichten vom verwaisten Paradies wirken wie Tatortfotos. Als sei hier etwas geschehen, was man sich beim Anblick der verschlossenen Amüsierbetriebe nicht mehr erklären kann.

Und doch zeigt sich gerade jetzt einen besonderer Reiz. Ein Panorama vergangener Ereignisse, die fast noch in der Luft liegen wird zum mystischen Ort. Man möchte sich betroffen abwenden und muss doch hinsehen. Entstanden sind Fotos einer stillgelegten Ära.

Im diesem Buch stehen den bedrückend authentischen Fotos vielstimmige Gedanken, Beschreibungen und Meinungen zum Phänomen Ballermann gegenüber. Ein Spannungsfeld, dass neue Sichtweisen und Lesarten eröffnen mag.